Enduro-Motorradsport im Einklang mit der Natur

Die Vorgeschichte

Seit über 35 Jahren sind wir leidenschaftlich auf der Suche nach einem geeigneten Gelände, um unserem Hobby und Sport nachgehen zu können. Wie viele, die sich in der Szene auskennen, wissen wir nur allzu gut: Seit den achtziger Jahren wurden die meisten legalen Trainingsgelände geschlossen, und echte Neueröffnungen sind eine Seltenheit geworden. Oftmals mussten wir unsere Aktivitäten auf brachliegende Flächen im Geheimen ausüben, was nicht nur riskant war, sondern auch den Spaß am Training trübte.

Nach mehreren gescheiterten Projekten, bei denen wir kurz vor der Realisierung standen, hat Michael St. beschlossen, einen anderen Weg zu gehen:

Er wollte von Anfang an den Naturschutz in unsere Planung integrieren. Diese Strategie hat sich als voller Erfolg erwiesen. Vor sieben Jahren entdeckte Michael St. zufällig ein ehemaliges Zechengelände der Ruhrkohle AG in Marl, das perfekt für unser Vorhaben schien. Das Gelände liegt außerhalb jeglicher Siedlungen, umgeben von Autobahn 43 und einer vielbefahrenen Bahnstrecke. Nach dem Abriss und der kompletten Entsiegelung der Fläche 2016 bot sich eine große, offene Lehm/Sandfläche von etwa 50.000 m². Bei genauerer Betrachtung stellte er fest, dass sich dort innerhalb kurzer Zeit verschiedene Tierarten angesiedelt hatten, die diese offene Struktur zum Überleben benötigen.

Nachdem die Eigentümer und Ansprechpartner dieses Grundstücks ausfindig gemacht und in Erfahrung gebracht wurde, dass das Gelände zum Verkauf steht, entstand die Idee:

Ehemalige Bergbauflächen werden prinzipiell wieder aufgeforstet und damit der Natur zurückgegeben. Doch nach Rücksprache mit Ornithologen, Insektenforschern und anderen Tierexperten wurde deutlich:
Diese Fläche ist für die lokale Tierwelt mittlerweile äußerst wertvoll geworden. Damit ist auf einer ehemaligen Industriefläche ein Kleinod entstanden. Eine Aufforstung mit Nutzwald würde im Vergleich zu einer offenen Sandheide und Trockenmagerrasen für die Biodiversität ein klares Minus bedeuten. Die Anzahl der Arten ist erheblich höher und damit für die Natur extrem wertvoll.

Selbst ohne eine künstliche Aufforstung des Geländes würden sukzessive Sträucher und Büsche nachwachsen, die wiederum die Bodenstruktur verändern und Schattenwurf erzeugen. Gerade viele Reptilien wie Eidechsen und Schlangen sind auf die wärmende Sonne angewiesen und benötigen für die Eiablage-Plätze sonnenexponierte Stellen, die es im Wald nicht mehr geben würde. Somit entzieht der Wald die Lebensgrundlage für viele spezialisierte Arten. Damit die Reptilien ihre Eier in den Boden eingraben können ist eine lockere Bodenstruktur erforderlich, wie sie auf diesem Grundstück idealerweise vorhanden ist. Dieses Ökosystem muss erhalten werden, eine feste Grasnarbe oder gar Wurzeln machen die Eiablage unmöglich.

Gleiches gilt für Laichgewässer der Amphibien. Das Laub der Bäume würde in kürzester Zeit zur Verlandung von Teichen und feuchten Bodenmulden führen und zusätzlich verhindert der Schattenwurf der Baumkronen das Aufheizen der Flachwassergebiete. Dort befinden sich im Frühjahr die Eier der verschiedenen Lurcharten, die zur Entwicklung unbedingt Wärme benötigen.

Das positive Feedback der Naturschutzorganisationen und Behörden zu der Idee, die Enduros zur Landschaftspflege einzusetzen, hat für eine absolute Überraschung gesorgt – und gleichzeitig bestätigt, dass Michael mit seiner Vision auf dem richtigen Weg ist. Sie unterstützen das Vorhaben, ein kontrolliert befahrenes Motorsportgelände auf diesem besonderen Stück Erde zu errichten, da es den Erhalt der dort ansässigen Tierarten und Pflanzenarten fördert. Nachdem die formellen Voraussetzungen für eine Betriebsgenehmigung erteilt wurden, kam es zum Eigentumserwerb durch Michael St.

Der Verein hat momentan das Gelände gepachtet und sich verpflichtet, den Zustand des Terrains zu erhalten, die offene Sandfläche zu bewahren und die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Dazu gehören Maßnahmen wie das Entfernen junger Bäume, das Anlegen von Teichen und feuchten Senken für Amphibien sowie das Schaffen von Lebensräumen für Reptilien.

Durch diese nachhaltige Herangehensweise konnte auf zahlreiche bürokratische Hürden bei den Genehmigungsverfahren verzichtet werden, da unser Trainingsgelände keine klassische Motorsportstätte ist, sondern ein Ort für zugelassene Motorräder im Rahmen des Vereinssports ist. Unser Ziel ist es, Sport und Natur in Einklang zu bringen – für den Erhalt der Artenvielfalt und für den Spaß am Sport.

Sichtungen

05.07.2025
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